Anonyme Köche – Das Buch zum Blog

Das Buch zum Blog (Quelle: Privat)

Das Buch zum Blog (Quelle: Privat)

Wer sich dem gleichnamigen Buch der Anonymen Köche bisher noch nicht gewidmet hat, sollte dies unbedingt nachholen. Denn dieses Werk hat es in sich! Wie die Rückseite verspricht, enthält es „Furiose Kochgeschichten und Rezepte eines kulinarisch Besessenen“. Das schlichte Design der broschierten Version erinnert dabei keineswegs an ein klassisches Kochbuch: auf dem weißen Umschlag befindet sich lediglich der Titel des Buches und ein passendes Logo. Doch die 192 Seiten halten zahlreiche Überraschungen bereit; angefangen bei dem lockeren Schreibstil bis hin zu den kleinen und großen Illustrationen.

2007 entstand der Blog Anonyme Köche, geführt von Claudio Del Principe und seinen beiden Freunden Comenius und Patrick. Hier kann sich vor allem der Italo-Schweizer Claudio, der seit seinem vierten Lebensjahr der Leidenschaft des Kochens verfallen ist, seinem Hobby widmen und andere Begeisterte daran teilhaben lassen. Der Name des virtuellen Koch- und Tagebuchs entstand, als die Freunde sich fragten, „ob es so was wie die Anonymen Alkoholiker auch für Kochsüchtige gibt“ (Seite 6 im Buch). Nach einiger Zeit wurde der Blog so erfolgreich, dass er in gedruckter Form 2009 von dem Verlag Gräfe und Unzer (GU) in München veröffentlicht wurde. Die Fotos und Texte stammen von Claudio; die Illustrationen, welche ebenso herrlich ungezwungen sind wie der Rest des Buchs, hat sein Kollege Patrick Widmer entworfen.

Ein Muss in jedem Bücherregal

Interessante Bilder (Quelle: Privat)

Interessante Bilder und überraschende Überschriften (Quelle: Privat)

Das Inhaltsverzeichnis des Werkes erinnert stark an den Blog: die Überschriften „Gekocht“, „Gegessen“ und „Gesehen“ findet der Leser auch als Kategorien im Internet. Der Abschnitt „Gelistet“ ist allerdings neu. Hier finden sich einige Erklärungen zu Fachbegriffen wie etwa Gnocchi, Justieren oder gar Daft Punk. Auch hat der Autor jeweils eine Übersicht mit Dingen zusammengestellt, für die er eine Schwäche hat und solchen, an denen er überhaupt kein Gefallen findet. So mag er etwa „lange in Restaurants sitzen und beobachten“ (Seite 184), kann es jedoch gar nicht leiden, „Menschen mit Sonnenbrand sehen [zu] müssen“ (Seite 185). Am erstaunlichsten ist jedoch der Punkt „Kochen nach Rezept“ (Seite 185), der absolut nicht nach Claudios Geschmack ist. Und dies beweist er sehr überzeugend: man spürt, dass er nach Lust und Laune kocht, doch entstehen dabei stets geniale Gerichte. Hier arbeitet er allerdings zusätzlich nach dem Prinzip „Purismus durch Minimalismus“ (Seite 5) – er möchte also mit so wenigen Zutaten wie möglich eine ehrliche, schlichte und leckere Mahlzeit zubereiten.

Angereichert sind die interessanten Rezepte übrigens mit authentischen Fotos, die weder durch die etlichen Filter von Photoshop gejagt noch in anderer Art und Weise künstlerisch verändert wurden. Wer die Gerichte nachkochen will, muss kein 5-Sterne-Koch sein. Die Kochanleitungen sind einfach zu verstehen und besitzen aufgrund der kleinen Geschichten zwischendurch sogar eine persönliche Note. Zudem lässt es sich durch die unterschiedliche Schriftarten immer gut erkennen, wo ein Rezept beginnt. Darüber hinaus langweilt der Autor nicht mit typischen Überschriften, sondern überrascht mit witzigen Namen. Unter anderem finden sich hier auch einige bekannte Slogans und Filmtitel wie etwa Catch Me If You Can, Yes we can oder Adams Äpfel.

Ein Mix aus Humor und Leichtigkeit

Filmtitel als Überschriften (Quelle: Privat)

Filmtitel als Überschriften (Quelle: Privat)

Allerdings stehen die Kochanleitungen nicht im Vordergrund von Anonyme Köche; sie sind eher eingebettet in die vielen Anekdoten, die Claudio erzählt. Dabei bleibt sein Stil stets locker, lässig und direkt. Die unterhaltsamen Texte sind manchmal ironisch und manchmal frech, dabei jedoch immer ehrlich und offen. Die zusätzliche Prise Humor macht aus dem Werk kein Kochbuch im eigentlichen Sinn, sondern lässt es eher wie einen spannenden und kurzweiligen Roman wirken. Deshalb müssen Sie das Buch nicht nur kaufen, wenn Sie die inspirierenden Rezepte nachkochen wollen – es dient auch als wunderbare Lektüre. Wir sind uns sicher, dass Sie nicht nur einmal schmunzeln oder sogar leise lachen werden, denn es macht einfach Spaß, Anonyme Köche zu lesen. Ein besonderes Highlight des Buchs findet sich auf der Doppelseite 166-167: hier hat Claudio rund einhundert Synonyme und Verwandte des Wortes „lecker“ aufgelistet, um dessen inflationärer Nutzung entgegenzuwirken. So könnten Foodblogger zum Beispiel in ihrem nächsten Artikel Ausdrücke wie „irrsinnig“, „deliziös“, „Synapsenknaller“ oder „zum Hyperventilieren“ verwenden!

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